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Alfred Schnittke - 70. Geburtstag am 24. November 2004

Alfred Schnittke – ein Leben im ungelösten Widerspruch

Ein ungelöster Widerspruch begleitete das Leben des 1998 verstorbenen Komponisten Alfred Schnittke, dessen 70. Geburtstag die Musikwelt am 24. November 2004 gedenken wird. Er selbst formulierte ihn so: „Mir schwebt ständig eine Frage vor. Ich suche nach einer Antwort, habe sie aber bisher noch nicht gefunden. Und bei dieser Frage geht es darum, dass ich, der ich meiner Abstammung nach kein Russe bin, dennoch mit Russland verbunden bin und mein ganzes Leben in diesem Land verbracht habe.“ Schnittkes Worte stammen aus dem Jahr 1988. Kurz vor seinem Tod hätte seine Aussage, das ganze Leben in Russland verbracht zu haben, durchaus korrigiert werden müssen. Sein letztes Lebensjahrzehnt nämlich widmete Schnittke dem Westen, er wurde in Hamburg sesshaft und bereiste die großen Musikmetropolen der Welt. Diese Phase war gezeichnet von den wiederholten, grauenhaften Schlaganfällen, die ihn am Ende das Leben kosten sollten. 1985 erlitt der Komponist seinen ersten, fast tödlichen Schlaganfall, für kurze Zeit galt er sogar als klinisch tot. Nach seiner für alle überraschenden Genesung setzte ein wahrhaft gigantischer Schaffensprozess ein, in dem rund die Hälfte seiner wichtigsten Werke entstehen sollen.

Internationales Alfred-Schnittke-Festival Moskau

Anlässlich des 70. Geburtstages veranstaltet man in Moskau vom 2. bis 20. Oktober 2004 ein Internationales Alfred-Schnittke-Festival mit hochkarätiger Besetzung. Yuri Bashmet spielt das Violakonzert, begleitet von der Staatlichen Russischen Sinfonischen Capella unter Waleri Poljanski. Die Witwe Alfred Schnittkes, die Pianistin Irina Schnittke, tritt selbst mit dem Konzert für Klavier und Streichorchester ihres Mannes auf. Es spielen die Moskauer Virtuosen unter Vladmir Spivakov, die sich um die Interpretation von Schnittkes Musik international verdient gemacht haben. Ein Höhepunkt ist wie beim Bonner Beethovenfest die Aufführung des gesamten Zyklus der sechs Concerti grossi, bei der unter anderem die neue Autorin der Sikorski Musikverlage, Lera Auerbach, als Pianistin mitwirken wird. In russischer Erstaufführung erklingt die bislang unbekannte Violinsonate aus dem Jahr 1955 mit Tatjana Grindenko (Violine) und Irina Schnittke (Klavier).

Schnittke-Konzerte beim NDR Hamburg

Das Schaffen Schnittkes durchzieht die Konzertprogramme des Norddeutschen Rundfunks im ganzen Jahr. Herausragende Ereignisse des NDR im Bucerius Kunst Forum sind die Aufführung der „Klingenden Buchstaben“ und des Hymnus I durch das Ensemble Modern (28.9.2004 Bucerius Kunst Forum), der Serenade und der Triosonate durch die Bremer Kammerphilharmonie (2.10.2004) sowie das große Geburtstagskonzert am 26. November 2004 in der Kirche St. Johannis am Turmweg, das der NDR Chor unter Leitung von Michael Gläser in Koproduktion der Redaktionen „das neue werk“ und „Das Alte Werk“ veranstalten wird.

„Der neunte Tag“ – Schlöndorffs neuer Film

Die vom Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff verfilmte dramatische Geschichte des Luxemburger Abbé Henri Kremer während der Nazi-Zeit wurde am 2. Juli beim Münchner Filmfest erstmals vorgestellt. Als Soundtrack für diesen bewegenden Film mit dem Titel Schlöndorff ausschließlich Musik von Alfred Schnittke verwendet, unter anderem das berühmte zweite Violoncellokonzert in seiner gesamten Länge. Das schwedische, für Schnittkes Musik besonders engagierte Label BIS hat den Soundtrack in einer Sonderedition auf CD veröffentlicht.

Komplettiertes Werkverzeichnis

Auf 116 Druckseiten stellen die Musikverlage Hans Sikorski ihr jüngst erschienenes, in allen Bereichen aktualisiertes Werkverzeichnis von Alfred Schnittke vor, das beim Verlag angefordert werden kann. Viele Daten zur Werkgeschichte, Titelkorrekturen und Spieldauern wurden berichtigt, Uraufführungstermine und Bestellnummern von Druckausgaben einzelner Werke ergänzt. Im Vergleich mit der umfangreichen Sekundärliteratur über den Komponisten stellt dieses Verzeichnis die verlässlichste, vollständigste und am sorgfältigsten recherchierte Quelle zum Schaffen des Komponisten überhaupt dar.

Eine Schnittke-Entdeckung: Die Violinsonate von 1955

Die Musikverlage Hans Sikorski warten mit einer Überraschung auf. Viele Jahre vor der Komposition der Sonate Nr. 1 für Violine und Klavier aus dem Jahr 1963 hatte sich Schnittke dem Genre bereits in einem Frühwerk zugewandt. Die Violinsonate von 1955, die Daniel Hope zur (Wieder-)Aufführung gebracht, wurde neu ediert und zur Veröffentlichung freigegeben.