Augsburger Porträt für die aserbaidschanische Komponistin Frangis Ali-Sade
Sie ist eine der interessantesten Persönlichkeiten der internationalen Komponistinnenszene: Frangis Ali-Sade. Über viele Uraufführungen ihrer Werke und Konzerte mit namhaften Interpreten konnten wir in diesem Jahr bereits berichten. Im Rahmen der Tage für Neue Musik Augsburg wird es vom 19. bis 30. November 2004 zu einem umfangreichen Porträt der Komponistin in der bayerischen Metropole kommen.
Die Komponistin Frangis Ali-Sade wurde 1947 in Baku/Aserbaidschan geboren. Nach der Auseinandersetzung mit der Zweiten Wiener Schule und seriellen Techniken zeichnete sich im Werk Ali-Sades ein grundlegender Stilwandel ab. Sie begann, sich systematisch ihre „Muttersprache“ anzueignen, nämlich die Formprinzipien der im islamischen Kulturraum seit Jahrhunderten gepflegten Mugam-Kunst. Im traditionellen Mugam entdeckte Ali-Sade die Tiefe ihrer eigenen Kultur und seitdem vereint ihr Stil zeitgenössische experimentelle Techniken mit der Dramaturgie und dem melodischen Vokabular des Mugam. Es amalgamieren westeuropäische Kompositionstechniken mit dem östlichen, monodischen, mündlich tradierten und improvisierten Schaffen.
Ihr bekanntestes Stück „Habil Sajahy“, mit dem ihr der internationale Durchbruch gelang, ist inspiriert von der Kunst eines Kemandsche-Virtuosen. Mit verschiedenen Mitteln der Klangerzeugung werden die Timbres der asebaidschanischen Nationalinstrumente Kemandsche (Fidel), Ud und Tar (Langhalslaute) nachgeahmt und den Formprinzipien der Mugam-Kunst unterworfen. Auch bei dem Werk Schyschtar handelt es sich um einen großen Variationszyklus im Mugam-Modus „Schjuschter“, dem wendigsten und geschmeidigsten Mugam, in dem sich zarte, lyrische Stimmungen der Liebe mit höchster Dramatik und tiefer Trauer verbinden.
In der Musik Ali-Sades verbinden sich religiöse und kulturelle Zerrissenheit zwischen Ost und West, zwischen nationaler Tradition und westeuropäischer Moderne zu einer genialen Symbiose – zu einer die Gegensätze überwindenden und die Zeiten überdauernden Lebensgemeinschaft.
Die Konzerte im einzelnen:
19. November 2004
Rokokosaal der Regentin von Schwaben Augsburg
Frangis Ali-Sade: „Habil-Sajahy“ für Violoncello und Klavier
Mitglieder des Ensembles Aventure
22. November 2004
Konzertsaal der Musikhochschule Augsburg
Frangis Ali-Sade: Music for Piano
Christine Olbrich, Klavier
26. November 2004
Konzertsaal der Musikhochschule
„Komponist und Interpret“ – Die Komponistin Frangis Ali-Sade erarbeitet ihre Werke mit Studierenden der Musikhochschule
27. November 2004
Akademisches Forum Augsburg
Podiumsgespräch und Konzert
Frangis Ali-Sade:
„Habil Sajahy“ für Violoncello und präpariertes Klavier
„Dilogie I“ für Streichquartett
„Shyshtar“ für acht Violoncelli
29./30. November 2004
Kongresshalle Augsburg
Frangis Ali-Sade: Konzert für Violoncello und Orchester „Mersiye“
Philharmonisches Orchester Augsburg
Julius Berger (Violoncello)
Ltg.: Alexander Rumpf